Symposium „100 Jahre Zwölftonmusik — Josef Matthias Hauer und seine Zeit“

Do, 12.12.2019, 10:00‒17:00  Uhr

Josef Matthias Hauer (1883, Wiener Neustadt — 1959, Wien) komponierte seit 1911 atonal und fand 1919 mit der Komposition Nomos op. 19 (zwei Jahre bevor Schönberg mit seinem Walzer op. 23 Nr. 5 erstmalig eine Zwölftonkomposition schuf) zu seinem Absoluten des „Zwölfton-Gesetzes“. Hauer setzte sich konsequent dafür ein, dass die Zwölftonordnung allgemeiner Sprachboden der damals neuen Musik wurde.

Dazu sagte Hauer bereits im Jahr 1911: „Es wurde mir zuteil, das Grundprinzip der Zwölftonmusik zu entdecken, die Grundlage der Zwölftongesetze, die dieselben sind, welche Chaos und Kosmos scheiden, die die Kräftespiele der Ordnung lenken. Warum „zwölf“? Zwölf Töne deshalb, weil sie die äußerste Grenze des intuitiven Hörens (des in sich geschlossenen Quinten- und Quartenzirkels) sind. Zwölf ist die Zahl des Kreislaufes, der zwölf Monate des Jahres, der zwölf chemischen Bestandteile des Blutes. Die zwölfstufige Temperatur ist die denkbar stärkste Annäherung an die Intervalle der Obertonreihe, so dass also die Pole der Musik (der melische, atonale Himmelspol des Temperaturkreises und der rhythmische, tonale Erdenpol der Obertonreihe) sich in den zwölf Stufen aufs Engste berühren und ineinander übergreifen.“
 
Seitdem stieß diese Art der Dodekaphonie auf breites Interesse bei den nachfolgenden Generationen von Komponisten, nahm Prinzipien der elektronischen Musik vorweg und wurde Jahre später sogar in der Jazzmusik angewandt. Mit den Expert*innen Robert Michael Weiß, Walter Ernst Haberl, Joachim Diederichs und Susana Zapke werden – eingebettet in Aufführungen durch Studierende der MUK und Robert M. Weiß – in diesem Symposium Hauers Leben, Schaffen und Kompositionstechniken genauer unter die Lupe genommen.

Zugleich mit dem Symposium wird im ersten Stock in der Johannesgasse eine von Robert M. Weiß konzipierte „Zwölftonmaschine“ aufgestellt: Nach der Eingabe von 12 Tönen in einen chromatischen Tonkreis wird exakt nach Hauers Algorithmen jene Folge von 12 Vierklängen (Kontinuum) generiert, welche die Basis für ein Zwölftonspiel darstellt. Dieses Kontinuum ist natürlich zu hören und in Hauers Zwölftonschrift zu sehen. Darüber hinaus kann das Resultat via Internet auch „nach Hause“ mitgenommen werden.


PROGRAMM:

10.00—11.00 Uhr:
Robert M. Weiß: 100 Jahre Zwölftonmusik: 100 Jahre Hauers Zwölftonmusik
Erklärung des Systems des Zwölftonspiels mit Musikbeispielen, u. a. von J. M. Hauer (Nomos op. 19), J. S. Bach, W. A. Mozart und K. H. Berger
Robert M. Weiß, Klavier


11.00—12.00 Uhr:
Walter Ernst Haberl: Improvisations- & Kompositionstechniken im Hexachordsystem
Erklärung des Systems mit Musikbeispielen von W. Byrd, J. S. Bach, A. Berg, I. Stravinsky, B. Britten, G. Ligeti und K. Jarrett
Burcu Gündogdu, Klavier


12.00—13.00 Uhr
J. M. Hauer: Zwölftonspiel 31. August 1948 für Violine und Klavier (oder Cembalo)
Moena Zushi, Violine
Nanako Takaki, Klavier

J. M. Hauer: Zwölftonspiel 10. Juli 1956 für Klavier zu 4 Händen
Hyena Cho, Klavier
Sagae Hibiki, Klavier

Robert M. Weiß: Eine auf das Hauersche Zwölftonfolge basierte Komposition für Klavier
Robert M. Weiß, Klavier

Joachim Diederichs: Werdegang und Entwicklung des J. M. Hauer


13.00—14.00 Uhr: Pause


14.00—15.00 Uhr
J. M. Hauer: An eine Rose für Bariton und Klavier (Hölderlin-Lieder)
J. M. Hauer: Am Abend für Bariton und Klavier (Hölderlin-Lieder)
Seongchan Bahk, Bariton
Sagae Hibiki, Klavier

J. M. Hauer: Zwölftonspiel 28. August 1948 für Flöte und Klavier (oder Cembalo)
Katharina Geroldinger, Flöte
Hyena Cho, Klavier

J. M. Hauer: Zwölftonspiel 19. Februar 1953 für Klavier
Hyena Cho, Klavier

Susana Zapke: Versuch einer Farbenlehre. J. M. Hauer und Johannes Itten


15.00—16.30 Uhr:
Robert Weiß: Workshop über die Zwölftonspiele mit Vorspiel auf Musikinstrumenten

Termin
Do, 12.12.2019, 10:00‒17:00  Uhr
Veranstaltungsort
Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, MUK.studio Johannesgasse 4a 1010 Wien
Kartenpreise
Eintritt frei