Zum Ableben von Charles Kálmán - Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien

Zum Ableben von Charles Kálmán

Mi, 25.02.2015
  • Oper/Operette/Lied/Chor
  • Musical/Operette/Singspiel
  • Wissenschaft/Pädagogik
Charles Kalman und Wolfgang Dosch an der KONSuni
Charles Kalman und Wolfgang Dosch an der KONSuni

Wolfgang Dosch erinnert sich an einen großartigen Komponisten und Künstler, der bei seinem letzten Besuch an der KONSuni im vergangenen Dezember großen Eindruck hinterlassen hat.

CHARLES KALMAN — JUST THE DEAD ARE ALIVE!

Am 22. Februar 2015 verstarb Charles Kálmán in München. In Wien am 17. November 1929 als Karl Emmerich Kálmán und Sohn des legendären Operettenkomponisten geboren, wuchs er nach seiner Vertreibung im Juni 1938 im französischen und amerikanischen Exil auf, studierte Klavier und Komposition an der Riverdale School of Music in New York und an der Columbia University, wo sein Bühnenerstling, die Revue BABE IN THE WOODS uraufgeführt wurde. Nach Europa zurückgekehrt, studierte er am Conservatoire de Paris Komposition bei Jean Rivier und Instrumentation bei André Renault. Charles Kálmán, der sich selbst gerne mit dem Titel einer seiner großen symphonischen Werke Globetrotter Suite als „musikalischer Globetrotter“ bezeichnete, lebte zuletzt in München und Italien.

Seine Musik ist tatsächlich unterschiedlich wie die eines „Globetrotters“, vielseitig und – nicht nur sprachlich – international. Er hat seine Mitmenschen mit Bescheidenheit, Liebenswürdigkeit, Herzlichkeit und die Welt mit Musik voll großer persönlicher Eigenart, Inspiration, Leidenschaft, Humor, Sensibilität und Raffinement beschenkt. Mit einem Schuss Melancholie und dennoch voll Schwung besang er seine Heimatstadt: „Es gibt nur ein Wien auf dieser Welt“.

Ich selbst habe Charles Kálmán im Jahr 1992 im Zusammenhang während meiner damaligen Tätigkeit als Sänger und Dramaturg an der Staatsoperette Dresden kennengelernt. Es ergab sich daraus eine intensive Zusammenarbeit und Freundschaft. Gemeinsam mit ihm am Klavier habe ich viele Konzerte mit seiner Musik in Deutschland und Österreich gesungen. Wien, seine Geburtsstadt, blieb für ihn eine „offene Wunde", ein Ort der Sehnsucht, den es nicht wirklich gibt, sondern nur in Illusion und Musik. Umso mehr war es mir ein Anliegen, ihn „nach Hause“ zu holen - für ihn und auch für uns – als personifiziertes Fenster in unsere „kakanisch-mitteleuropäische Vergangenheit“.

Mehrmals war Charles Kálmán an der KONSuni zu Gast, so u. a. anlässlich seines 75. Geburtstages zu einer Masterclass und Konzert, bei dem er selbst die Studierenden mit Werken von sich und seinem Vater Emmerich begleitete. Zum 80er besuchte er die Konservatorium Wien Privatuniversität für ein Konzert erneut und im Dezember 2014 gelang es, anlässlich seines 85ers das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien, verliehen durch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, für ihn zu bewirken. Der Universitätslehrgang klassische Operette gestaltete mit Kálmán gemeinsam ein Lecture concert in der Wienbibliothek, bei dem er selbst noch eines seiner Chansons vortrug sowie einen Abend im KONS.podium, bei dem er aus seinem Leben und über die Musik erzählte. Außerdem wurde an diesem Abend das beim Verlag Doblinger erschienene „Charles Kalman-Songbook“ präsentiert. Für die Studierenden und für uns alle eine kostbare Bekanntschaft mit einem großen, liebevollen, sensiblen, bescheidenen Menschen und charismatischen (Wiener) Künstler.

In seinem letzten großen Musical Paul et Virginie (nach Jean Cocteau) heißt es: „Just the Dead Are Alive!“ So bleibt Charles Kálmán, die Kraft seiner liebevollen Persönlichkeit und seiner Musik immer lebendig. Danke „Meister“ Charlykám!

Wolfgang Dosch