Nachbericht: Meisterkurs historische Klarinetten/Harmoniemusik auf historischen Instrumenten

Fr, 21.11.2014
  • Alte Musik
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In einer Kooperation der Studiengänge Blasinstrumente und Schlagwerk und Alte Musik erarbeiteten Studierende Werke aus dem Repertoire der Wiener Klassik auf historischen Instrumenten.

Wenn sich Studierende der Studiengänge Alte Musik mit dem Repertoire der Wiener Klassik beschäftigen, spielen sie dieses selbstverständlich auf historischen Instrumenten oder deren Kopien. Gerade an einer Wiener Musikuniversität sollte die Beschäftigung mit der Harmoniemusik, der Musik für Bläserensemble um 1800, selbstverständlich sein, doch oftmals stehen die OboistInnen und FagottistInnen der Alten Musik dabei vor einem Problem: dem Fehlen von Naturhörnern und klassischen Klarinetten, also historischen Modellen.

Aus diesem Grund initiierte Andreas Helm, Lehrender für historische Oboeninstrumente, einen Meisterkurs für die KlarinettistInnen der Studiengänge Blasinstrumente und Schlagwerk, bei dem das Kennenlernen der klassischen Klarinette und des frühen Repertoires für dieses Instrument auf dem Programm standen. Einen besonderen Schwerpunkt bildete dabei das Verständnis barocker Rhetorik, die in der historisch informierten Aufführungspraxis als eine Grundlage für die Musik der Wiener Klassik gilt.
Bereits Anfang Oktober wurde bei einem Treffen der Klarinettenklassen von Reinhard Wieser und Alexander Neubauer mit dem Gastdozenten Ernst Schlader der Grundstein für den Erfolg des Projektes gelegt. Ein besonders herzlicher Dank gilt hierbei Ernst Schlader und Rudolf Tutz, die den Studierenden für beinahe zwei Monate jeweils zwei Instrumente zur Verfügung gestellt haben.

Die Intensivphase des Projektes fand von 11.-14. November 2014 statt. Jeden Vormittag fand ein Meisterkurs für die KlarinettistInnen statt, während parallel dazu unter der Anleitung von Andreas Helm Bläserdivertimenti (für jeweils zwei Oboen, Hörner und Fagotte) erarbeitet wurden. Die Oboen und Fagotte wurden von der Alten Musik gestellt, die HornistInnen entstammten der Klasse von Christoph Peham, der aus diesem Anlass einen mehrwöchigen Schwerpunkt auf das Naturhornspiel legte.
An den Nachmittagen wurden dann beide Aktivitäten zusammengeführt und Ausschnitte aus Haydns Schöpfung für Bläseroktett (in einem Arrangement um 1800 von Georg Druschetzky mit Violone) und Mozarts großartige Serenade in c-moll KV 388 erarbeitet.

Die Abschlusspräsentation am 14. November war ein weiterer Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich 20 Jahre Alte Musik an der KONSuni.

Die Studierenden zeigten sich beim erstmaligen Musizieren auf historischen Instrumenten begeistert von deren Klangfarben, die auch einen direkten Einfluss auf die Interpretation ausübten – eine Erfahrung, die auf modernen Instrumenten kaum gemacht werden kann und die bestimmt eine nachhaltige Wirkung bei der künftigen Erarbeitung von Werken der Wiener Klassik haben wird. In der Begegnung mit den Vorfahren ihrer hochtechnologisierten Instrumente entwickelten sie ein Bewusstsein dafür, dass die „Verbesserungen”, die in den letzten 230 Jahren im Instrumentenbau passiert sind, auch eine nivellierende Wirkung auf den musikalischen Ausdruck haben können.

Involvierte Klassen:
Jennifer Harris, historische Fagottinstrumente
Andreas Helm, historische Oboeninstrumente
Francisco José Montero Martinez, Violone
Alexander Neubauer, Klarinette
Christoph Peham, Horn
Reinhard Wieser, Klarinette

Gastdozent:
Ernst Schlader, Musikhochschule Trossingen, Kunstuniversität Graz